Vom Welpen zum Junghund

Behutsamer Beginn
Im Laufe der Monate wird unser Welpe zum Junghund und wir machen uns Gedanken, wann wir mit der "ernsthaften" Ausbildung
beginnen sollen. Ein alter Praktiker pflegte auf diese Frage zu antworten: "Wenn er durch die Zahnung ist" und es steckt ein gutes Stück
Wahrheit in dieser Aussage. Denn auch im Wildhundrudel nimmt der Boss den hoffnungsvollen Nachwuchs erst mit zur Jagd,
wenn dieser schon mit anpacken kann. Der Erstlingsführer sollte sich zur Ausbildung seines Hundes einem Lehrgang anschließen.
Er sollte aber darauf achten, das der dortige Ausbilder auch auf die Eigenheiten des einzelnen Hundes eingeht.
Denn was sich bei Vorstehhunden bewährt hat, führt beim Irish Terrier nicht unbedingt zum Ziel.
Denn der Irish ist im Gegensatz zu den großen Jagdgebrauchshunden meist außerordentlich spätreif. Man benötigt also anfangs
oftmals mehr Geduld und Einfühlungsvermögen. Diese Spätreife ist indes keineswegs ein Nachteil,
denn ein spätreifer Hund bleibt meist auch sehr viel länger aufnahmebereit und formbar. Am Anfang fährt man aber
mit dem Grundsatz "immer langsam mit den jungen Pferden" besser.
Ungeduld und Härte sind hier also fehl am Platz und wer den jungen Irish jetzt mit Kasernenhofmethoden überfordert,
wird etwas kennen lernen, was man von vielen anderen Rassen nicht kennt: die Totalverweigerung.
Während ein Vorsteh- oder auch Schäferhund auf zu große Härte bei der Gehorsamsausbildung meist zwar ängstlich,
aber immer noch mit dem Bemühen, es seinem Ausbilder recht zu machen reagiert (man kennt die Bilder des mit tief eingezogener Rute
neben seinem Herrn herschleichenden Hundes), wird der Irish jede Zusammenarbeit einstellen und sich scheinbar stur und bockig
eher tot schlagen lassen, als mit diesem Rüpel von Herrn weiterzuarbeiten. Auch allzu häufige, stereotype Wiederholung
bereits erlernter Übungen, häufig noch stets am selben Ort führen leicht dazu, daß der Zögling an diesem
tristen Ort der Langeweile nicht mal mehr aus dem Auto aussteigen möchte.
Wie man es nicht machen soll
So rief mich das Frauchen eines typischen, kernigen, fröhlichen, kleinen Rüden aus meiner Zucht ganz verzweifelt an.
Man habe ihr mit dem jetzt einjährigen Hund die größten Probleme vorausgesagt. Der Hund sei dominant und gefährlich
und für eine Frau keineswegs geeignet. Was war geschehen? Auf dem Ausbildungsplatz sollten die Hunde abgelegt werden.
Da das Kommando "Platz" noch nicht ganz gefestigt war, weigerte sich der Aspirant, sich auf der nassen Wiese hinzulegen.
Der Ausbilder empfahl Gewaltanwendung und als Frauchen das nicht fertig brachte, legte er dem Hund ein Stachelhalsband um und trat
kräftig auf die lose durchhängende Leine. Zwangsläufig ging der arme Kerl nun vorne runter, das Hinterteil blieb aber in gebührender
Entfernung vom feuchtkalten Untergrund. Als der "Ausbilder" dann auch noch versuchte, auch das Hinterviertel mit Gewalt
niederzudrücken langte es unserem vierbeinigen Freund und er zahlte mit einigen kräftigen Bissen in gleicher Münze zurück.
Ich empfahl der Frau, sich auf dem Hundeplatz nicht mehr sehen zu lassen und stattdessen die Gehorsamsübungen unter günstigeren
Umständen mit großer Konsequenz, aber ohne Gewaltanwendung und unter reichlicher Verwendung von Lob und Leckerli
bei korrekter Ausführung zu festigen. Im übrigen sei ihr Hund so normal wie der Ausbilder ungeeignet.
Bis heute leben Besitzerin und Hund glücklich und problemlos zusammen.
Hundeschule? Augen auf!
Ich möchte von dem Besuch von Welpenspieltagen und Führerlehrgängen keineswegs grundsätzlich abraten.
Im Gegenteil! Aber in letzter Zeit tummeln sich in diesem Bereich so viele ungeeignete, selbsternannte Experten,
denen es entweder nur um den schnöden Mammon geht, oder schlicht an Erfahrung mangelt,
dass sich jeder die Hundelehrer sehr kritisch anschauen sollte und im Zweifelsfall Empfehlungen von seinem Züchter
oder in einer Ortsgruppe des Klub für Terrier einholen sollte, bevor er sich für eine Hundeschule entscheidet.